Jobsuche: Mehr «Trial and Error» wagen

«Trial and error», das Ausprobieren bis es funktioniert, das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Startups. Damit stellt man sicher, dass das Produkt oder die Dienstleistung, die das Unternehmen anbieten möchte, auch wirklich die Bedürfnisse der Kunden erfüllt. Kann man dieses Erfolgsrezept auch die Stellensuche? Oder sollten wir das sogar? Wir denken, dass da was dran ist, an dieser Idee.

Wäre es gut, beim Einstellungsprozess mehr «auszuprobieren» ?

Man nennt es "Product-Market-Fit": Nur wenn Dein Produkt oder Deine Dienstleistung präzise Bedürfnisse von einer spezifischen Zielgruppe erfüllt, wirst Du es erfolgreich verkaufen können. Das Erreichen eines guten Product-Market-Fit ist für jede ein Start-up ein essentieller Prozess, und wird oft durch «ausprobieren» erreicht: Man bringt etwas auf den Markt, und wenn es nicht geht, passt man an, geht von Plan A zu Plan B (und dann C und dann D), und je länger man das machen kann, desto mehr lernt man dazu und steigert Erfolgschancen.

Die Frage: Wäre «trial and error» auch etwas für die Suche von neuen Mitarbeitenden oder die Jobsuche? Schließlich geht es auch hier um einen guten «fit», ein Übereinstimmen von dem, was ein potentieller Kandidat oder eine Kandidatin mitbringt, und den Bedürfnissen der Firma. Sollten Unternehmen also ermutigt werden, auch Mitarbeiter auszuprobieren? Auf den ersten Blick: Nein! Ganz und gar nicht! Wenn ich einen Job suche, möchte ich WIRKLICH nicht, dass Unternehmen mich «ausprobieren». Auch aus der Sicht der Firma macht ein «Ausprobieren» auf den ersten Blick keinen Sinn, denn das Einstellen und Einarbeiten braucht in der Regel viel Zeit. Meist ist es effizienter, Bewerber durch ein strenges Auswahlverfahren zu schicken, um einen "perfekten" Kandidaten zu finden.

Kompatibilität finden: die Schwachstellen des Einstellungsverfahrens

Die Realität ist: In den meisten Fällen gibt es die «perfekte» Kandidatin nicht. Das Mitbringen der richtigen Kompetenzen ist dabei nur ein Teil des Ganzen. Es gibt die Stellenbeschreibung auf dem Papier, und während des Vorstellungsgesprächs zeigt sich jeder von seiner besten Seite. Das Vorstellungsgespräch bringt vielleicht nur bestimmte Aspekte der Anforderungen zum Vorschein, vielleicht sind diese nicht einmal der Teamleiterin ganz klar, geschweige denn dem Personalchef, der als Vermittler fungiert.

Als Bewerber steht man unter dem Druck, alle Kriterien zu erfüllen. Entsprechend ist man versucht, sich anders zu präsentieren, als man wirklich ist. Das ganze Verfahren hat somit etwas künstliches, und für viele, die das Spiel schon eine Weile mitgemacht haben, kann es anstrengend sein und Selbstzweifel schüren.

Ist das realistisch?

Es gibt viele Gründe, warum wir nicht auf eine freie Stelle passen. Es können externe Gründe sein: Die Stelle ist in Jamaika, aber ich lebe in der Schweiz und möchte nicht umziehen. Oder: Ich möchte Teilzeit arbeiten, aber die Stelle verlangt 120% Einsatz.

Es gibt interne Gründe: Es gibt das Sprichwort, dass man wissen muss, was man will, um das auch zu finden. Was aber, wenn Du auch nach Jahren des Studiums, der Arbeit und der Lebenserfahrung nicht wirklich weißt, was Du will? Was wenn Du in vielen Bereichen gut bist, auch in solchen, die gar nicht gefordert sind? Sucht ein Arbeitgeber das Multitalent, oder jemand, der genau die Anforderungen erfüllt, die er sucht?

Andererseits gibt es die «Macher»: Menschen die anpacken, die sich nicht scheuen, die Hände dreckig zu machen, die sich um die Arbeit kümmern, die getan werden muss, auch wenn es nicht wirklich ihrem Profil entspricht. Kann sein, dass die Firma genau das sucht. Aber findet man als Kandidatin dann wirklich eine Arbeit, die einem erfüllen, oder endet man bei einem Arbeitgeber, der froh ist, dass die Arbeit erledigt wird?

Es gibt noch ein weiteres Element, das wir erwähnen müssen. Der Charakter: Wenn jemand nicht eingestellt wird, kann es durchaus sein (ist es wohl häufiger als wir denken), dass dies nicht an mangelnden Fähigkeiten liegt, sondern an einer bestimmten Charaktereigenschaft. Denn: Wir haben alle unsere Ecken und Kanten. Das gilt nicht nur für die Kandidatin oder den Kandidaten. Es kann auch der Chef des bestehenden Teams sein, der eine – diplomatisch ausgedrückt - "starke Persönlichkeit" hat.

Für die Mitarbeiter, wie auch für die Firma, ist es wohl genauso wichtig- wenn nicht sogar noch wichtiger - mit WEM man arbeitet, als die Art von Arbeit die man macht. Mit anderen Worten: Es könnte besser sein, Teil eines großartigen Teams zu sein und eine Arbeit zu verrichten, die nicht perfekt zu den eigenen Fähigkeiten passt, als eine Arbeit zu erledigen, für die man alle Anforderungen erfüllt, aber Teil eines Teams zu sein, mit dem man nicht gut auskommt.
Während ein normales Einstellungsverfahren "gute Übereinstimmungen" finden kann, kann das der Mut, eine Beschäftigung auszuprobieren, viel zuverlässigere Ergebnisse bringen, sowohl für den Arbeitnehmenden als auch für die Firma bringen. Dies gilt vor allem für Menschen, die viele Talente haben, die bereit sind, anzupacken, oder die sich vielleicht einfach nicht gut verkaufen können.

Nur: Welches Unternehmen bietet die Möglichkeit, eine Zusammenarbeit einmal «auszuprobieren»?

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